Der Klimawandel tötet

Veröffentlicht am 04.08.2012 in Politik

Cornelia Füllkrug-Weitzel

Mehr als 900 Millionen Menschen in der Welt haben gegenwärtig nicht genug zu essen. Tausende Kinder und Erwachsene sterben täglich. Ein schrecklicher, ein kaum vorstellbarer Zustand. Und der Klimawandel macht alles noch viel schlimmer. – Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Direktorin von Brot für die Welt, sprach auf Einladung des SPD-Ortsvereins in Schwaikheim.

Diese Welt ist so reich – und dennoch leben so viele Menschen unter entwürdigenden Umständen. Es gibt viele Hilfsorganisationen, die mit Spenden versuchen, die Not wenigstens zu lindern. Aber die große Staatengemeinschaft beteiligt sich nur in bescheidenem Maße. Hier ist besonders den großen Ländern die Sicherung von Einflusssphären und die Sicherung von Bodenschätzen wichtiger als die Bekämpfung von Hunger und Krankheiten.

Hinzu kommt nun noch der Klimawandel. Er ist nicht ein theoretisches Modell auf den Bildschirmen der Klimaforscher. Die Änderungen im Klimaverlauf sind bereits deutlich zu spüren. So häufen sich extreme Wetterlagen, die jetzt öfter zu Missernten führen: ein begehrtes Futter für die Spekulaten auf den Nahrungsmittelmärkten – für die betroffenen Menschen noch mehr Not und Tod.

Den großen Bogen schlagen, das ist die eine Form, sich mit dem Problem Hunger in der Welt und dem Einfluss des Klimawandels auseinanderzusetzen. Cornelia Füllkrug-Weitzel zeigte die Problematik den Zuhörern im gut gefüllten Sitzungssaal des Schwaikheimer Rathauses an der Entwicklung eines Landes auf, von Bangladesch. So wurde für die Teilnehmer der Veranstaltung sehr anschaulich, welche Auswirkungen der Klimawandel für Menschen hat.

Bangladesch ist eines der Länder, welches am schlimmsten unter dem Klimawandel zu leiden hat. Das Gangesdelta wurde in den letzten Jahren mehrfach von zerstörerischen Stürmen mit Überflutungen heimgesucht. Die Folgen waren zerstörerischer, weil der Meeresspiegel ständig steigt. Dort trifft es die Ärmsten der Armen. Kleine Bauern, die ihre Familien mit dem ernähren, was sie selbst produzieren, vorwiegend Reis.

Bei der letzten Sturmflut wurden viele Dörfer zerstört, das Salzwasser des Meeres wurde bis zu 100 Kilometer ins Landesinnere gespült, stand da über Monate, zum Teil steht es noch immer. Durch den nun hohen Salzanteil im Boden, kann Reis nun nicht mehr angebaut werden. Damit fehlt Millionen von Menschen die Lebensgrundlage.

Um die Lage der Menschen einigermaßen nachvollziehbar sich vorstellen zu können, schilderte Cornelia Füllkrug-Weitzel das Schicksal einer vierköpfigen Familie:

Entlang des Golf von Bengalen gibt es viele Mangrovenwälder, von denen sich die Menschen bisher fern hielten, da dort der bengalische Tiger beheimatet ist. Jedoch gibt es dort Wild, das man jagen kann, und fischreich sind die Mangroven auch.
Da die Reisernten ausbleiben, treibt der Hunger die Männer in die Mangrovenwälder, so auch den Mann dieser Familie.

Geht ein Mann in die Mangroven, so kämmt sich die Frau nicht die Haare und wäscht sich auch nicht während der Abwesenheit ihres Mannes – so will es der Brauch. Ihr Mann kehrte nicht zurück, denn er wurde Opfer der Tiger, wie schon viele andere vor ihm. Da dem Mann etwas zugestoßen war, musste sich die Frau, so der Volksglaube, offensichtlich nicht an die Regeln gehalten haben und wurde von der Dorfgemeinschaft mit ihren beiden Kindern ausgestoßen.

Nun musste der 13-jährige Sohn 100 km ins Landesinnere gehen, um sich eine Arbeit als Tagelöhner zu suchen. Wenn es gut ging, verdiente er einen Dollar am Tag. Eine Zeit lang schickte er der Mutter und der Schwester Geld, doch eines Tages kam nichts mehr und vom Sohn hat sie nie mehr etwas gehört.

Die Frau muss nun täglich zwei Stunden zu Fuß gehen, eine Stunde hin und eine zurück, um bei einer Familie im Haushalt zu helfen. Ihr Verdienst beträgt einen Dollar, in der Woche(!). Ihre Tochter ist behindert und kann eigentlich nicht alleine gelassen werden. Da sich niemand um das Mädchen der ausgeschlossenen Frau kümmern will, kettet die Mutter ihr Kind zu Hause an, muss aber spätestens nach sechs Stunden wieder bei dem Kind sein, da es sonst verdurstet.

Cornelia Füllkrug-Weitzel schloss ihren Bericht: Dieses Mädchen ist das letzte Glied in der langen Kette der Folgen der Klimaerwärmung. – Diese Feststellung sollten wir so verstehen: Klimawandel ist kein theoretisches Gebilde, sondern trifft ganz unmittelbar Menschen.

Und die Katastrophe geht weiter. Hunderttausende Menschen werden wegen der Folgen des Klimawandels ihre Heimat verlieren, sich deshalb aufmachen in andere Regionen – nicht nur in Bangladesch. Ein beeindruckender Vortrag, der zeigte, vor welch einer Herausforderung wir weltweit stehen und welche Verantwortung wir haben.

Hermann Zoller


Der Moderator des Abends, Hermann Zoller, bei der Begrüßung der Gruppe Carolezmer.

Eine besondere Note bekam die Veranstaltung durch die musikalische Umrahmung, die von der Gruppe Carolezmer gestaltet wurde. Die acht Musikerinnen und Musiker reisen musikalisch durch die wehmütige irische Stimmungslandschaft, durchqueren mit Leidenschaft keltisch-nordspanische Regionen und nehmen die Zuhörer mit auf einen Ausflug in die Spiritualität der Klezmermusik. Nachhaltiger Beifall der begeisterten Besucher dankte der Gruppe.

Der Vorsitzende Alexander Bauer bei der Begrüßung der Referentin und einer kurzen Einstimmung ins Thema.

Der Bericht von Cornelia Füllkrug-Weitzel beeindruckte die Zuhörer. In der Spendendose von Brot für die Welt fanden sich am Ende des Abends fast 80 Euro.

Die Gruppe Carolezmer, mit Gesang.

 
 

Kommentare

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Tolle Veranstaltung

Das war eine ganz tolle und informative Veranstaltung, die sehr nachdenklich macht. Vielen Dank an Euch, dass Ihr das auf die Beine gestellt habt !

Autor: Jürgen Klotz, Datum: 22.08.2012, 09:09 Uhr


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