Die SPD in Schwaikheim

„Schatz, ich bin gleich am Bahnhof – nein, heute hat die S-Bahn keine Verspätung. Bis gleich. Tschüß.“ – Alle haben es. Vom Kind bis zum Greis. Keiner will es mehr hergeben.

Ein Leben ohne es ist nicht vorstellbar. Man ist ständig auf Empfang. Sendet unablässig Infos in die Welt. Grüßt den Geschäftspartner, meldet sich zum Essen an oder auch ab, weil man schon seit einer halben Stunde im Stau steckt. Schickt Fotos vom Affen im Zoo rund um den Globus, damit sich viele an des Tieres Griensen erfreuen. Tauscht Grüße aus mit der Freundin, die man gerade vor einer halben Stunde am Schultor verabschiedet hat. Lässtert am Morgen über den Sportfreund mit denselben Worten, die am Abend zuvor bereits mehrfach am Stammtisch die Runde machten. Kinderfinger zucken über die Tasten, um das neueste Spiel zum xten Mal in neuer Rekordzeit durchzuziehen.

– Ein Leben ohne Handy – vorstellbar? – Blöde Frage! Natürlich nicht! – Die Fortentwicklung der Menschheit ist gesichert.

Das wollen wir mal hoffen. Doch bevor wir Gewissheit haben, gilt es offene Fragen zu klären. Damit wir alle so fröhlich funken können, gibt es immer mehr Strahlen, die die Botschaften über uns ausstreuen. Und dazu sind wiederum eine Unzahl von Funkmasten erforderlich, damit wir auch flächendeckend erreicht werden bzw. selbst senden können. Weit über 60 Millionen Handys sind allein in Deutschland schon „auf Sendung“; in häuslichen Räumen gibt es 50 Millionen Kleinsendeanlagen wie WLAN – über 50.000 Sendemasten übertragen die Signale. Weitere 50.000 Sendemasten werden hinzukommen, wenn die Entwicklung so weitergeht.

Obwohl der Handyverkauf noch immer boomt, wachsen bei immer mehr Menschen die Ängste vor der Strahlenbelastung, die ständig zunimmt. Auch in Schwaikheim hat sich ein „Mobilfunk Bürgerforum“ gebildet, das zunehmend Unterstützung aus der Bevölkerung bekommt.

„Elektrosmog“ – das ist der umgangssprachliche Sammelbegriff für verschiedene technisch verursachte elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder. Die Zahl der Forscher, die sich mit den Auswirkungen und Folgen dieser Strahlungen beschäftigen ist groß. Gewissheit haben wir bis heute nicht. Es gibt kein Gutachten, das nicht durch ein anderes widerlegt würde.

Das kann uns natürlich nicht in Ruhe wiegen. Im Gegenteil: Im Zweifelsfall muss dem Schutz vor Gefahren Vorrang eingeräumt werden – solange nicht eindeutig nachgewiesen ist, dass diese Strahlen unschädlich sind. Das hat nichts mit Technikfeindlichkeit zu tun, aber sehr viel mit dem Recht des Menschen auf körperliche Unversehrtheit.

Von der Industrie ist hier nicht unbedingt zu erwarten, dass sie sich ihre Umsatzchancen kaputtforscht. Aber von unabhängiger Wissenschaft und von der Politik können wir sehr wohl erwarten, dass sie sich an der Gesundheit der Menschen orientieren. Aber auch von hier gibt es Besänftigendes wie Warnendes zu hören.

In dieser Situation ist es hilfreich, dass der BUND ein Schutz- und Vorsorgekonzept vorgelegt hat. Wer sich dafür interessiert, der kann sich bei dieser Veranstaltung informieren:

Mittwoch, 11. März 2009
Rathaus Stuttgart, Großer Sitzungssaal
Risiko Mobilfunk
Referent: Prof. Wilfried Kühling,
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des BUND

Auch in und um Schwaikheim herum stehen viele Funkanlagen. Nach den Angaben der Bundesnetzagentur muss man vermuten, dass wir in einem stark belasteten Raum leben, dass hier sogar eine Überversorgung vorhanden ist. Dies hat nicht zuletzt in der Privatisierung der Telekommunikation seine Ursache; jeder Anbieter braucht sein eigenes Netz. Damit sollten wir uns nicht abfinden. Die Funknetze dürfen nicht weiter ausgebaut werden. Und es muss sogar ein Rückbau der Sendeanlagen gefordert werden, weil eine Mehrfachversorgung wirtschaftlich keinen Sinn ergibt und unnötigerweise Gefahren erzeugt.

Hermann Zoller, Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion