Schwaikheimer Bürgermedaille für Hermann Zoller

Veröffentlicht am 03.10.2014 in Kommunalpolitik

Bürgermeister Gerhard Häuser übergibt Hermann Zoller die Schwaikheimer Bürgermedaille © Foto Steinemann

Am 16. September 2014 überreichte Bürgermeister Häuser die Schwaikheimer Bürgermedaille an Hermann Zoller. Hermann Zoller trat bei der Kommunalwahl 2014 nicht mehr an und schied jetzt nach 34 Jahren aus dem Gemeinderat aus. Grund genug für den Schwaikheimer Gemeinderat einstimmig zu beschließen, dass Hermann Zoller diese besondere Ehrung verliehen bekommt. Hermann Zoller führte die SPD-Fraktion seit 1985.   

Der neue Vorsitzende der SPD-Fraktion, Alexander Bauer, dankte Hermann Zoller in seinem Grußwort im Namen der SPD-Gemeinderatsfraktion und dem SPD-Ortsverein für seine vorbildliche kommunalpolitische Arbeit in den letzten Jahrzehnten:

"Hermann Zoller hat mit seiner politischen Arbeit, seiner Person und seiner leidenschaftlichen und bemerkenswerten Rhetorik die Fraktion und auch dieses Gremium in herausragender Weise geprägt. Immer auch im Sinne von Willy Brandt: „dass der beste Weg die Zukunft vorauszusagen ist, sie zu gestalten“.

Seit 1980 war Hermann Zoller Gemeinderat in Schwaikheim. Den Fraktionsvorsitz hatte er 1985 übernommen und bis heute inne gehabt. Im Jahr 2010 bekam Hermann Zoller die goldene Ehrennadel des Gemeindetages für 30 Jahre Gemeinderat. Allein dies ist die heutige Auszeichnung mit der Bürgermedaille der Gemeinde Schwaikheim wert.

Nicht zu vergessen aber auch seine Zeit als Mitglied des Kreistags, von 1973 bis 1989. Er gehörte der ersten SPD-Fraktion nach der Neubildung des Rems-Murr-Kreises an.

Seit 1966 war und ist Hermann Zoller in unterschiedlichen Funktionen im Ortsverein der SPD Schwaikheim aktiv, davon 18 Jahre als Vorsitzender, aktuell als stellvertretender Vorsitzender. Mitglied in der SPD ist Hermann Zoller seit 1958.

Die politische Arbeit war und ist für Hermann Zoller damit nicht genug. Sein zivilgesellschaftliches Engagement für die Stuttgarter Anstifter e.V., die  journalistischen „Nachdenkseiten“, im Kuratorium „Islam-Archiv Deutschland“ und in der Bewegung innerhalb der SPD gegen „Stuttgart21“ runden das Gesamtbild ab und zeigt auch die mutige Zivilcourage, ohne die ein solches Engagement nicht möglich wäre.

Hermann  Zoller ist maßgeblich vom politischen Vermächtnis von Willy Brandt geprägt: „mehr Demokratie zu wagen“.

Hermann Zoller lebt die Demokratie vielfältig und wird über die Jahre auf bewundernswerte Art und Weise nicht müde. Vielmehr lebt Hermann Zoller leidenschaftlich sein politisches Leben und zeigt sich bis heute als wichtiger und gefragter Impulsgeber.

Hermann Zoller zeichnet sich damit aus, dass er seine politische Erfahrung weitergibt. Nicht zuletzt hat er es damit geschafft den Übergang nach ihm zu gestalten und die Fraktion gestärkt und wohlbestellt zu verlassen.

Immer auch kritisch mit seiner Partei kann man Hermann Zoller mit den Worten von Willy Brandt beschreiben: „ Es hat keinen Sinn die Mehrheit für die Sozialdemokratie zu erringen, wenn der Preis dafür ist, kein Sozialdemokrat zu sein“. Eine Beschreibung, die ich als politisches Vermächtnis in die Zukunft mitnehmen möchte.

Nicht zuletzt steht hinter einem solchen Engagement auch immer eine starke Partnerin. Ein herzliches Dankeschön an Ursula und Hermann Zoller."  

 

In seiner letzten Gemeinderatsssitzung ließ es sich Hermann Zoller nicht nehmen, auf die Worte von Gerhard Häuser und Alexander Bauer in seiner ihm ganz eigenen und geschätzten Art zu antworten: 

"Sehr geehrter Herr Bürgermeister Häuser, liebe Gemeinderatskolleginnen und -kollegen, liebe Bürgerinnen und Bürger

Es wurde heute viel Gutes über mich gesagt. Vielen Dank Herr Bürgermeister Häuser, vielen Dank Alexander Bauer.

Meine Arbeit wurde mit einer Auszeichnung geehrt, mir wurde die Bürgermedaille verliehen. Ich will mich dafür nicht nur förmlich bei den Mitgliedern des Gemeinderats bedanken, sondern hinzufügen,dass ich diese Auszeichnung nicht als ein sanftes Ruhekissen und zur Repräsentation in der 1. Reihe beim Neujahrsempfang verstehe, sondern auch künftig in angemessener Form an der Entwicklung unserer Gemeinde mitarbeiten werde.

Nach Schwaikheim gekommen bin ich, weil ich hier eine halbwegs bezahlbare Wohnung gefunden habe. Über Mainz und Berlin hatte ich in Stuttgart einen neuen Arbeitsplatz bekommen. Die Suche nach einer Wohnung gestaltete sich schwierig: zum einen waren die Angebote recht teuer, zum anderen wollte kein Hausbesitzer ein Ehepaar mit einer schwangeren Frau. In Schwaikheim bekam ich dann eine Wohnung: ein Kollege hatte hier ein Haus, in dem gerade eine Wohnung frei wurde. In dem Haus von Erhard Ulrich, kam ich unter: Silcherstraße 4, im Haus ein Plumpsklo, vor der Tür ein Feldweg, ein Abwassergraben, in dem sich Ratten ein süßes Leben machten, wenn bei Bölles geschlachtet wurde. Seitdem hat sich in unserer Gemeinde viel getan. Dass ich einige Jahre später in die Silcherstraße 11 umziehen konnte, das ist nur einer der Beweise dafür.

„Die Tat ist alles, nichts der Ruhm“

lässt Goethe Faust im 4. Akt der Tragödie 2. Teil dem Mephisto entgegenschleudern. Auch wenn heute ich hier etwas im Mittelpunkt stehe und ich über mich selber rede, so möchte ich gerade deshalb bekräftigen, dass es mir auf das Tun ankommt. Sich einzubringen, mitzumachen, zu unterstützen, gestalten zu wollen, das war für mich immer schon eine Selbstverständlichkeit. Als Junge beim Bau eines Sportplatzes in meiner Heimatstadt, später in der Gewerkschaft, in der SPD, dann folgerichtig in der Kommunalpolitik, beim Organisieren von Wahlkämpfen für Heinz Bühringer, für Manfred Wende, für Hermann Scheer und für Alexander Bauer.

Die Kommunalpolitik finde ich besonders reizvoll. Hier ist man dicht dran: hier kann man mit den Bürgerinnen und Bürgern für das Leben konkrete Lösungen erarbeiten. In der Gemeinde werden viele Dinge geregelt, die für das Leben wichtig sind: Arbeitsplätze, Kindergärten, Schule, Teilhabe an Kultur, Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Interessen – also viele Elemente, die den „Lebensstandard“ der Menschen bestimmen.

Nach 34 Jahren neigt man dazu, Bilanz zu ziehen – und so fasse ich behutsam zusammen: - Das eine, das andere hätte ich gern etwas schneller vorangetrieben. - Der „Blick über den Tellerrand“ ging mir manchmal nicht weit genug. - Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger hätte manchmal intensiver sein sollen. Ehrlicherweise muss ich aber auch erwähnen, dass ich mich über etliche Erfolge freuen konnte. Auf jeden Fall möchte ich mich bei allen bedanken, die mir zugehört, mal zugestimmt oder auch widersprochen haben. Zu meiner Bilanz gehört auch, dass ich allen Grund habe, mich bei den Mitgliedern der SPD-Fraktion für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken: Karl Müller, Guido Carle, Heidi Faul und Helmut Bähr nenne ich stellvertretend für alle Wegbegleiter.

Aus der langen Liste an Themen, für die ich mich besonders engagiert habe, greife ich heraus: Der Ausbau der Kinderbetreuung verbunden mit dem Ziel, diese, wenn schon nicht gebührenfrei, so zumindest sozial zu gestalten und den Anforderungen des Lebens anzupassen; ... in der Fortsetzung eine gute Schule – und nicht zuletzt eine Volkshochschule, eine Jugendmusikschule und eine Ortsbücherei mit guten Angeboten. Für notwendig gehalten habe ich auch immer die Schaffung eines bezahlbaren Mietwohnungsbaus, aber da gibt es leider nur wenig Erfolg zu verbuchen. Engagiert habe ich mich über Jahrzehnte für eine Gesamt-Planung für die Ortsmitte unserer Gemeinde, für die Erarbeitung eines Gesamt-Konzepts, das Ziele formuliert, die dann schrittweise angepackt werden und sich im Laufe der Zeit zu einem Bild zusammenfügen, für eine Ortsmitte, die nicht nur Warenumschlagplatz ist, sondern auch ein Ort der Begegnung für Menschen.

Schon frühzeitig auf die Tagesordnung gebracht habe ich das Thema Energie. Aber es dauerte so seine Zeit bis die Bedeutung dieses Aufgabenfeldes erkannt wurde. Und so freut es einem denn doch, wenn man sieht, dass die Energiewende heute ganz selbstverständlich zur täglichen Arbeit gehört. Als Kreisrat lag mir neben der B 14 der Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) am Herzen. Ein Höhepunkt war der Start der S-Bahn. Der Einbau der Aufzüge im Bahnhof hat dann allerdings noch viel zu viele Jahre gedauert. Ein außerordentlich wichtiges Problem, das der Kreistag zu bearbeiten hatte, war die Müllentsorgung. Es erforderte einen großen Einsatz und sehr viel Arbeit, das Unheil – dass im Dornhau eine Müllverbrennungsanlage oder eine Kompostierungsanlage gebaut werden sollte – von Schwaikheim abzuwenden. Für mich ging es in dieser Auseinandersetzung allerdings nicht nur um die Frage nach dem richtigen Standort. Für mich und meine Mitstreiter ging es um eine völlige neue Weichenstellung. Erste Modelle für ein „Müll-Recycling“ waren entwickelt und als Quelle der Rohstoffgewinnung entdeckt worden. Hier sah ich die Lösung auch für unser Problem. Für einen Diskussionsbeitrag im Namen der SPD-Fraktion, der die Weichenstellung in Richtung Recycling forderte, erntete ich nur lautes Gelächter. Heute sind freilich viele stolz auf die tolle Entwicklung des Recyclings, darunter auch einige, die damals nicht laut genug lachen konnten.

Warum haben Sie nicht mehr kandidiert? – wurde ich in den letzten Monaten mehrfach gefragt. Natürlich hätte ich auch noch an Bord bleiben können. Es ist die Einsicht, dass 34 Jahre reichen; dass es an der Zeit ist, für andere einen Platz frei zu machen, dass es an der Zeit ist, auch das Private, das Familiäre zu seinem Recht kommen zu lassen – bevor dafür die Zeit abgelaufen ist.

Eine Kollegin hat den Wunsch geäußert, dass ich heute hier sagen soll, welche Erwartungen ich an den neuen Gemeinderat habe. Diesem Wunsch ist nur mit einem Grundsatzreferat zu entsprechen; das geht heute natürlich nicht. Aber der Versuchung, wenigstens Andeutungen zu machen, kann ich nicht widerstehen: Als Bürger von Schwaikheim wünsche ich mir einen Gemeinderat, der aktiv und rechtzeitig und mit Schwung und mit Weitsicht die Aufgaben anpackt. Der Gemeinderat sollte selbstbewusst gegenüber der Verwaltung auftreten und auch eigene Ideen entwickeln. Ich wünsche mir einen kreativen Dialog zwischen Gemeinderat und Verwaltung. Diskussion ist notwendig –

Zustimmung und Kritik sind die zwei Seiten der einen Medaille mit der letztlich die Lösung bezahlt wird.

Es ist ganz normal, dass es unterschiedliche Interessen und Meinungen gibt. Darüber muss freimütig und transparent gestritten werden dürfen. Sich gegenseitig „auf die Finger zu schauen“ – das hat nichts mit Misstrauen zu tun, sondern gehört zu den Spielregeln für eine produktive Zusammenarbeit. Nicht zuletzt sollten für die Teilnahme an diesem Meinungsbildungsprozess auch für die Bürgerinnen und Bürger die Türen weiter geöffnet werden. Dem neuen Gemeinderat wünsche ich viel Erfolg - denn es stehen viele Aufgaben auf der Agenda.

Nur eine möchte ich ansprechen: Ich meine eine Aufgabe, der wir uns alle annehmen sollten: Die Zahl der Menschen, die wegen Verfolgung und Not aus ihrer Heimat fliehen und bei uns auf Hilfe hoffen, wird weiter wachsen. Wir sollten sie nicht unterbringen – wir sollten sie bei uns aufnehmen."

Bereits im Rahmen der Hauptersammlung 2014 dankte der SPD-Ortsverein Schwaikheim Hermann Zoller für sein jahrzehntelanges kommunalpolitsches Engagement.   

v.l.n.r. Anja Wenninger, Hermann Zoller, Ursula Zoller-Mugele, Alexander Bauer

 
 

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