29.06.2023 in Historisches

„Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“

 

In diesen Tagen gibt es zwei „Jubiläen“, die an einen besonderen Menschen erinnern: Vor 55 Jahren, am 1. Juli 1968, starb Fritz Bauer; geboren vor 120 Jahren, am 16. Juli 1903, in Stuttgart. Der vielbekämpfte hessische Generalstaatsanwalt wurde kürzlich – etwas spät, aber immerhin –  mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, geehrt.

 

Wilhelm Leuschner ist einer der bekanntesten Persönlichkeiten des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Er wurde am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn nahm den 20. Todestag Leuschners zum Anlass die Verleihung einer Wilhelm-Leuschner-Medaille für hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft zu begründen. Hessens Ministerpräsident Rhein lobte nun Fritz Bauer als einen „Kämpfer für Humanität und Demokratie mit Hingabe, Ausdauer und Leidenschaft für eine freie Gesellschaft“. Das ist anzuerkennen, macht aber nicht vergessen, dass es zu Bauers Lebenszeit die CDU war, die Bauer das Leben schwer gemacht hat. 

 

„Fritz Bauer, ein Sozialdemokrat jüdischer Herkunft, gehörte zu den wenigen unbelasteten Juristen, die in der jungen Bundesrepublik eine Führungsposition einnahmen und der nichts so hasste wie die gängigen Verteidigungs- und Verharmlosungsformeln der Nazi-Vergangenheit. Bauer war der personifizierte Gegenpart der konservativen Adenauer-Juristen, die nur wenig Neigung zeigten, ehemalige NS-Täter zur Verantwortung zu ziehen, zumal dort bekanntlich eine besonders starke personelle Kontinuität zur NS-Zeit gegeben war. Die Bereitschaft, in NS-Strafsachen zu ermitteln und zu handeln, ging nahezu gegen null. Damit war Bauer nicht einverstanden. Er erkannte klarsichtig, dass der NS-Staat kein Betriebsunfall der Geschichte war und wies auf die geschichtlich gewachsenen Strukturen und Mentalitäten hin, die den NS-Verbrechen so sehr entgegenkamen und die aufzubrechen mehr erfordern würde als Gerichtsprozesse. Er setzte die Aufhebung der Verjährungsfrist für NS-Morde durch; ohne ihn hätte es 1963 den großen Ausschwitz-Prozess nicht gegeben.“ – So fasst der Autor Helmut Ortner, das Wirken von Fritz Bauer zusammen (https://www.pressenza.com/de/2023/06/der-posthume-demokrat-oder-fritz-bauer-und-die-cdu/

 

25.06.2022 in Historisches

Ein goldner Zahn mit grausamer Geschichte

 

Es ist eine grausame Geschichte. Sie muss trotzdem erzählt werden. Heute, am 20. Juni 2022, kehrt ein kleiner Rest des kongolesischen Unabhängigkeitshelden Patrice Lumumba in seine Heimat zurück. Es ist ein mit Gold überzogener Zahn. Er wurde jetzt an Lumumbas Tochter in Brüssel in einer Feierstunde übergeben. Er ist eine Art Symbol für eine politisch und menschlich schreckliche Tat. Es ist nicht die Tat eines einzelnen Menschen, es ist die Methode eines Systems, einen den eigenen Interessen im Wege stehenden Politiker aus dem Weg zu räumen.

 

Am 17. Januar 1961 wird der Premierminister des Kongo von einem Erschießungskommando mit Unterstützung der Kolonialmacht Belgien erschossen. Sein Leichnam wurde zunächst in einem flachen Grab vergraben, dann ausgegraben und 200 km weiter erneut begraben, exhumiert, in Stücke gehackt und anschließend in Säure aufgelöst. Gerard Soete, ein belgischer Polizeikommissar, der die Zerstörung des Leichnams überwachte und daran beteiligt war, nahm einen mit Gold überzogenen Zahn an sich, ebenso zwei Finger, die allerdings nicht mehr gefunden wurden.

 

Bevor Lumumba Premierminister wurde spielte er eine bedeutende Rolle dabei, das Land aus der belgischen Kolonialherrschaft heraus friedlich in die Unabhängikeit zu führen. Im Rahmen der Kongokrise wurde er von Joseph Kasa Vubu abgesetzt, von Mobutu festgenommen und den Behörden von Katanga übergeben. Lumumba war einer der Vorkämpfer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung.

 

31.10.2021 in Historisches

Der Neubeginn der Sozialdemokratie in Schwaikheim nach dem Kriegsende 1945

 

Die Sozialdemokratie wird am 22. Juni 1933 durch die nationalsozialistische Gesetzgebung in Deutschland verboten. So auch in Schwaikheim. Es folgen von 1933 bis 1945 dunkle Jahre der Gewalt- und Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Schwaikheim ist davon nicht ausgeschlossen. Der 2. Weltkrieg ist am 08. Mai 1945 nach der Befreiung durch die alliierten Streitkräfte offiziell beendet.

Am 19. April 1945 beschließen Kurt Schumacher und andere Sozialdemokraten in Hannover den Wiederaufbau der SPD. Vom 05. bis 07. Oktober 1945 treffen sich die SPD-Funktionäre in Wennigsen zur Neugründung der Partei. Kurt Schumacher wird auf dem ersten Nachkriegsparteitag der SPD vom 09. bis 11. Mai 1946 im Saal der Hanomag-Werke in Hannover-Linden zum SPD-Vorsitzenden der drei westlichen Besatzungszonen gewählt.

Am Samstag vor dem Weihnachtsfest 1945, dem 22. Dezember, kommen in Schwaikheim die dortigen Sozialdemokraten zu ihrer ersten konstituierenden Versammlung nach dem Kriegsende zusammen. Die Zusammenkunft findet im Gasthaus zum Ochsen statt.

16.01.2021 in Historisches

„Versöhnen statt spalten“ – zum 90. Geburtstag von Johannes Rau

 

Sein Leitmotiv ist aktuell: „Versöhnen statt spalten“ – diesem Leitspruch ist Johannes Rau sein Leben lang treu geblieben und es spricht alles dafür, dem auch heute noch zu folgen. Am 16. Januar wäre Johannes Rau 90 geworden.

 

Zu seinen Lebzeiten wurde Raus Leitlinie von nicht wenigen als nicht programmatisch genug bewertet. Doch das war falsch. Er wollte nicht vorweg marschieren. Der „Menschenfischer“, wie er genannt wurde, wollte die Menschen mitnehmen. Deshalb setzte er auf den „Mundfunk“, nicht so sehr auf den „Rundfunk“. Unermüdlich zog er durchs Land und pflegte das direkte Gspräch. Auch in Schwaikheim hat er gesprochen, im ehemaligen Musiksaal vor vielen Zuhörern.

 

„Johannes Rau war alles andere als ein Dogmatiker, aber er hatte eine klare, christlich fundierte Wertvorstellung und er war umso beharrlicher, wenn es darum ging, das politisch Mögliche zu machen“, beschreibt ihn sein ehemaliger Pressesprecher Wolfgang Lieb. Er wollte den gordischen Knoten nie mit der Axt zerschlagen, das „Bohren dicker Bretter“ war seine Methode. Aber warnte vor Mißverständissen: „Niemand sollte Behutsamkeit in der Sprache mit Zögerlichkeit in der Sache verwechseln.“

04.10.2020 in Historisches

30 Jahre deutsche Einheit – ein Zwischenruf von Hermann Zoller

 
Hermann Zoller

Die Freude ist groß: jetzt ist Deutschland schon 30 Jahre wieder ein Staat. Viele Veranstaltungen, Zeitungsartikel, Radioberichte. Es ist ja auch wirklich erfreulich, wenn Grenzen fallen. Bundespräsident Steinmeier hat immerhin zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Vereinigungsprozess aufgefordert: „Dazu gehört auch, dass wir offen über Fehler und Ungerechtigkeiten sprechen.“ Ja, da wird es wohl Zeit, dass sich Historiker an die Arbeit machen. Besser wäre natürlich gewesen, schon in der Wendezeit sich Gedanken darüber zu machen, wie wir diese ganze Aktion möglichst demokratisch gestaltet könnten, statt einem Übernahmemodus freien Lauf zu lassen.

 

Eine Gedenkstätte für die friedliche Revolution wünscht sich unser Staatsoberhaupt auch. Das kann man alles machen. – Allerdings: nach den gestrigen Reden muss man befürchten, dass nur wieder ein Stückwerk zustande kommt, ein Projekt, das durch seine Unvollständigkeit die Geschichte verzerrt. Wo wurde gestern darüber gesprochen, warum es überhaupt zu einer Teilung Deutschlands kam. Bei aller Freude: es kann doch nicht sein, dass wir die Ursachen vergessen, ausblenden.

 

Dieser Tage feierte die „Stuttgarter Zeitung“ ihren 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass veröffentlichte sie in ihrer Festausgabe als Faksimile die Seite 1 ihrer ersten Ausgabe vom 18. September 1945. Dort, ganz am Ende der Seite steht diese Meldung: 

 

22.04.2020 in Historisches

75 Jahre nach Kriegsende: Niederlage und Besatzung oder Befreiung?

 

 

Auch in Schwaikheim stellt sich aktuell diese Frage.  Heinrich Böll und Hermann Zoller geben uns dazu eine Antwort.

 

Wir stehen vor einem Jubiläum, das wir mit großer Anteilnahme, besonders mit großer Nachdenklichkeit begehen sollten. Vor 75 Jahren kapitulierte das „tausendjährige“ Nazi-Reich. Als am 8. Mai die Waffen endgültig schwiegen, waren über 60 Millionen Menschen tot. Dieses schreckliche Verbrechen darf nie vergessen werden. So etwas darf sich nie wiederholen. Deshalb müssen wir daraus Lehren ziehen, erkunden wie es dazu kommen konnte. Wir dürfen nicht der Meinung verfallen, wir seien immun dagegen. Und haben die heute Lebenden genug daraus gelernt?

 

Der Großteil der heute in Deutschland Lebenden haben keine persönlichen Erinnerungen mehr an das „Dritte Reich“. Letztlich ist das Grausame jener Zeit auch kaum vorstellbar. Gerade deshalb ist es so wichtig, die Ursachen des Nationalsozialismus als Messlatte für unser heutiges Zusammenleben, für die Gestaltung unseres Landes, für die Beziehungen zu anderen Ländern im Blick zu behalten.

09.04.2020 in Historisches

Ein wichtiger Tag: 9. April

 

Von guten Mächten wunderbar geborgen – Vor 75 Jahren: Dietrich Bonhoeffer wird am 9. April 1945 ermordet

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag“, so beginnen die bekanntesten Sätze von Dietrich Bonhoeffer, die er aufschrieb, als die Nazis ihn schon eingesperrt hatten. Und sie enden mit den Worten: „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Dieses schöne Wort des evangelischen Widerstandskämpfers gegen Adolf Hitler und seine Barbarei ziert manches Sterbebild. Das Gedicht war das letzte Zeichen der Liebe Bonhoeffers zu seiner Frau Maria von Wedemeyer, ehe die Nazis ihn, auf persönlichen Befehl Hitlers, im KZ Flossenbürg am 9. April 1945 nach einem standgerichtlichen Verfahren hinrichteten. Vier Wochen vor der Kapitulation des Deutschen Reiches endete das Leben dieses aufrechten Mannes,  ein Opfer von Hitlers Rachsucht gegen die Verschwörer des 20. Juli 1944. 

19.03.2020 in Historisches

Gewerkschaften retten die Demokratie – Vor 100 Jahren: Generalstreik stoppt Militärputsch

 

19. März 1920: Es lohnt sich, daran zu erinnern: Vor 100 Jahren haben die Gewerkschaften durch einen Generalstreik die junge deutsche Demokratie gerettet. Rechtsextreme Kräfte wollten beim „Kapp-Putsch“ die gerade gewonnene Freiheit abschaffen. Mit dem größten Generalstreik in der deutschen Geschichte haben ADGB, AfA-Bund, christliche Gewerkschaften und der Beamtenbund innerhalb von fünf Tagen den rechten Umsturzversuch beendet.

 

Ein gestraffter historischer Rückblick:

Die junge Republik hat 1918 ein innen- wie außenpolitisch schweres Erbe angetreten. Alte Machtstrukturen haben das untergegangene Kaiserreich überlebt, die Festlegung auf eine parlamentarische statt einer Rätedemokratie war bis zur Verfassung im August 1919 konfliktreich, und die vom Versailler Friedensvertrag festgelegten politischen Konditionen, so auch die Demobilisierung stießen bei den Nationalkonservativen und den Reichswehrmilitärs auf heftigen Widerstand. Die Koalitionsregierung aus Sozialdemokraten, Zentrum und Liberalen (DDP) stand einer polarisierten Parteienlandschaft in der Nationalversammlung gegenüber. So befand sich die Weimarer Republik, die junge Demokratie, im Frühjahr 1920 in einem fragilen Zustand. Sie zu beseitigen, war das Ziel von großen Teilen der Nationalkonservativen und vor allem des Offizierkorps.

23.03.2018 in Historisches

Ermächtigungsgesetz - Die Selbstentmachtung des Deutschen Reichstags vor 85 Jahren

 
Fritz Ulrich

Vor 85 Jahren wurde das Ermächtigungsgesetz beschlossen, das endgültig das Ende der Weimarer Republik bedeutete und den Beginn der Diktatur Hitlers ermöglichte.

Am 23. März vor 85 Jahren hielt der damalige SPD-Vorsitzende Otto Wels die „mutigste Rede, die je in einem deutschen Parlament gehalten wurde“: Hinter dem Rednerpult hing die Hakenkreuzfahne und im Plenarsaal waren SA und SS präsent. Mehrere Abgeordnete der SPD und der Kommunistischen Partei waren bereits in Haft oder ins Ausland geflohen. Unter Bedrohung von Leib und Leben begründete Wels das „Nein“ der Sozialdemokraten zum so genannten Ermächtigungsgesetz, mit dem die Nazis die Demokratie abschafften und Deutschland zur Führerdiktatur machten. Es war der schwärzeste Tag in der Geschichte unserer Demokratie. Dank Otto Wels war es zugleich ein Tag herausragender demokratischer Standfestigkeit. Seine Rede mahnt bis heute: Nie wieder!

Nur die sozialdemokratischen Abgeordneten stimmten im Reichstag dagegen. „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ Wir werden den Mut dieser Frauen und Männer, die sich den Feinden der Demokratie entgegenstellten, nie vergessen. Ihre Haltung wird uns immer Vorbild und Mahnung bleiben. 

Die Schwaikheimer SPD ist stolz darauf, dass unser Gründungsmitglied und Schwaikheimer Ehrenbürger Fritz Ulrich an diesem Tag vor 85 Jahren als Reichstagsabgeordneter und Mitglied der SPD-Fraktion zu diesen mutigen Frauen und Männer gehörte, die mit ihrem "Nein", für die Demokratie standhaft geblieben sind.

Für die Schwaikheimer SPD, Alexander Bauer, Vorsitzender 

29.11.2008 in Historisches

90 Jahre Frauenwahlrecht

 

Die SPD schrieb als erste deutsche Partei die Gleichberechtigung von Frauen und Männern auf ihre Fahnen und forderte bereits 1891 das Frauenwahlrecht. Am 30. November 1918 gab es den ersten Erfolg: Das Reichswahlgesetz wurde im Reichsgesetzblatt verkündet - nach jahrzehntelangem Ringen bekamen Frauen in Deutschland das Wahlrecht.

Herzlich willkommen

 

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