Schwaikheim bekommt einen neuen Laden – Die „Schlecker-Frauen“ stehen am Start – Erdmannhausen gibt das gute Beispiel

Veröffentlicht am 18.11.2012 in Landespolitik

Leni Breymaier schneidet das grüne Band durch um den "drehpunkt" in Erdmannhausen zu eröffnen.

Das war ein Schock: Schlecker schloss alle Filialen und fast 25.000 Menschen standen auf der Straße. Von der Agentur für Arbeit kam nicht viel Hilfe. Deshalb wurde von ehemaligen Beschäftigten die Idee geboren, die Läden selbst in die Hand zu nehmen. Zusammen mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) entwickelten die arbeitslosen Frauen ein genossenschaftliches Geschäftsmodell, das die Eröffnung von Läden ermöglichen und damit wieder Arbeitsplätze schaffen sollte. Am 17. November wurde in Erdmannhausen bundesweit der erste Laden als „drehpunkt“ eröffnet. Schwaikheim wird bald folgen – und viele Dutzende mehr.

Wichtige Quelle für eine lebendige Ortsmitte

Um 8 Uhr öffneten sich die Türen und die ersten Kunden ließen nicht lange auf sich warten. Einige Stunden später folgte dann die offizielle Eröffnung: Leni Breymaier, die Landesvorsitzende von ver.di, durchschnitt symbolträchtig vor zahlreichen Kameraobjektiven das grüne Band, um den Laden freizugeben. Sie dankte allen, die daran mitgearbeitet haben, dass es zu diesem Ereignis kommen konnte. Vor allem wünschte sie den drei neuen „Unternehmerinnen“ viel Erfolg, damit sich ihre Genossenschaft gut entwickelt. Ein Dankeschön ging auch an die Vermieterin des Ladens, weil sie sich „sehr kooperativ“ verhalten habe, den Frauen mit der Miete entgegengekommen sei. Nicht zuletzt appellierte sie an die anwesenden Kunden, dem „drehpunkt“ die Treue zu halten. Auf die Bürgerinnen und Bürger komme es nun an, mit ihren Einkäufen dafür zu sorgen, dass der Laden lebensfähig bleibt.

Bürgermeisterin Hannemann: "Wir sind stolz auf sie!" - Von links: Annemarie Keller, Bettina Meeh und Karin Meinerz


Sehr erfreut über die Eröffnung des Ladens zeigte sich Bürgermeisterin Birgit Hannemann. Dieses Geschäft sei notwendig, um den Ortskern von Erdmannhausen lebendig zu gestalten und den Bürgerinnen und Bürgern wieder eine gute Einkaufsmöglichkeit zu bieten. Deshalb hat die Gemeinde die ehemaligen Schlecker-Frauen bei der Vorbereitung für die Schaffung dieser Einkaufsmöglichkeit nach Kräften unterstützt, nicht zuletzt die Bürgermeisterin durch persönliches Engagement. Die Frauen sehen in ihr eine starke moralische Stütze: „Sie kommt vorbei, ruft an, fragt, wo sie helfen kann.“ Im Rathaus wurden Flyer ausgelegt und die „Stützlis“ verkauft, damit „die Frauen in Ruhe ihren Laden einrichten können“, so die Bürgermeisterin zu der Wochenzeitung „kontext“.

Die „Stützli“ sind Münzen im Wert von 50 und 100 Euro, die verkauft werden, damit für die Genossenschaft Startkapital zusammen kommt. Nach zwei Jahren kann wer will mit diesen Münzen im „drehpunkt“ auch seinen Einkauf bezahlen. Bis jetzt sind schon 5000 Euro zusammengekommen.

Bürgermeisterin: „Wir sind stolz auf sie“

Als die Drogeriekette pleite gegangen sei, habe es in der Öffentlichkeit viele Diskussionen über die arbeitslosen Frauen gegeben, aber meistens mit dem Ziel, wie man diese aus der Arbeitslosenstatistik herausbekomme, aber nicht darüber, wie sie aus der Arbeitslosigkeit herauskommen könnten, erinnerte Birgit Hannemann an die zurückliegenden Monate. Sie dankte im Namen der Gemeinde und des Gemeinderats den Frauen für ihr Engagement mit der Überreichung einer Flasche Sekt und den Worten: „Wir sind stolz auf ihr Engagement. Wir glauben an sie!“

Bürgermeisterin Birgit Hannemann hat die Frauen tatkräftig unterstützt

Keine Angst vor der Selbständigkeit

Bevor das Ereignis am Samstag – musikalisch von Mitgliedern der Songgruppe „Die Marbacher“ umrahmt – gefeiert werden konnte, mussten die „Genossinnen“ Karin Meinerz, Annemarie Keller und Bettina Meeh harte Arbeit leisten. Auch ihre Männer packten an. Es ging nicht nur darum, das Schlecker-Blau zu entfernen und es durch das drehpunkt-Grün zu ersetzen. Die alten schmuddeligen Regale mussten raus, die Wände gestrichen und neue Regale aufgebaut werden. Man soll sehen, dass es hier um einen Neuanfang geht. Gefüllt werden die Regale von einer Rewe-Tochter. Ein Drogeriemarkt soll es bleiben, aber ergänzt durch „Sachen, die man nicht überall bekommt“. Nichts soll mehr an Schlecker erinnern. Man will mehr auf die Wünsche der Kunden eingehen, den Einkauf auch schon mal nach Hause bringen. Mit Schraubenzieher und Bohrmaschine nahmen die drei Frauen auch ihre Zukunft in die eigene Hand. Angst vor der Selbständigkeit haben sie keine: „Arbeitslosigkeit ist viel schlimmer.“

Die Regale sind gut gefüllt


Das tut sich in Schwaikheim: BdS-Veranstaltung am 19. November

Der gute Geist im Hintergrund ist Christina Frank. Zuständig für den Bereich Handel beim ver.di-Bezirk Stuttgart, ist sie ständig unterwegs, um Frauen beim Aufbau neuer Läden zu unterstützen. Erdmannhausen ist für sie der Pilotladen. In Bietigheim und in Stetten am kalten Markt stehen die nächsten Laden-Eröffnungen an – und demnächst in Schwaikheim. „Wenn wir genug Geld hätten, dann könnten wir auf der Stelle tausend Läden aufmachen.“

Wenn nicht noch unerwartete Hindernisse auftreten und die Unterstützung weiter zunimmt, dann kann auch in Schwaikheim schon bald das grüne Band für die Einweihung eines neuen Drogeriemarktes in der Bahnhofstraße durchschnitten werden. Heike Hirning, Claudia Becker-Horn und Roswitha Wieland sind seit vielen Wochen unentwegt „auf Achse“, um auch in unserer Gemeinde die Einkaufsvielfalt wieder zu verbessern. Dafür haben sie mit einem Informationsstand während der Kirbe geworben. Und am Montag, dem 19. November, findet um 19 Uhr in der Begegnungsstätte eine Informationsveranstaltung des BdS (Bund der Selbständigen) statt, in deren Rahmen die Schwaikheimer Frauen ihre Pläne vorstellen.

Bisher gibt es auch bei den Schwaikheimern viel Sympathie für das Projekt „drehpunkt“. Auch „Stützli“ wurden schon gekauft. Und zur Stunde sieht es ganz danach aus, dass auch ein Laden mit erträglicher Miete gefunden wird, an anderer Stelle, aber in guter Lage.

So wie in Erdmannhausen läuft es in vielen Städten und Gemeinden: viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich und auch Gemeinderäte und Bürgermeister ziehen nach Kräften mit viel Fantasie mit. Leider kann man dies vom Bürgermeister in Schwaikheim nicht berichten. Jedenfalls ist von Unterstützung bisher nichts zu spüren. Da werden Benutzungsordnungen zum Vorwand genommen, um den Frauen Räume für eine Infoveranstaltung zu versagen, statt in dieser besonderen Situation die Türen weit zu öffnen. In dieser schwierigen Situation hat die SPD in Schwaikheim beherzt eingegriffen und den drei „Schlecker“-Frauen in Zusammenarbeit mit dem Bund der Selbstständigen die Türen zur Begegnungsstätte doch noch geöffnet.

Aber vielleicht führen ja die vielen guten Beispiele in anderen Gemeinden auch in Schwaikheim zu einem bürgerfreundlicheren Klima. Auch in unserer Gemeinde hoffen und bauen die ehemaligen „Schlecker“-Frauen auf das Engagement und die Treue der Kunden. Dafür sich einzusetzen, gibt es viele Gründe. Zum einen werden so Arbeitsplätze gesichert – und darüber hinaus: Es gibt nichts Besseres als eine gute Nahversorgung. Wir wissen um die demografische Entwicklung. Deshalb ist es wichtig, an seinem Wohnort gut versorgt zu sein. Christina Frank bringt es auf den Punkt: Die Bürger müssten mit einbezogen werden, sich für die Struktur vor Ort verantwortlich fühlen – und sich bewusst sein, dass sie mit der Fahrt zum Discounter „der Totengräber ihrer Lebensqualität vor Ort“ werden. – Auch deshalb drücken wir den drei Schwaikheimerinnen kräftig die Daumen.


Hermann Zoller

 
 

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