Die SPD in Schwaikheim

Am Ostersonntag vor 75 Jahren verabschiedete der Reichstag der Weimarer Republik mit großer Mehrheit das so genannte Ermächtigungsgesetz. Damit war das Ende der Weimarer Demokratie besiegelt. Mit Zustimmung aller bürgerlichen Parteien.

Von Jürgen Hestler, Kreisvorsitzender

94 Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen stimmten unter Androhung massiver Repressalien dagegen, darunter Fritz Ulrich aus Schwaikheim im Rems-Murr-Kreis.
Die Rems-Murr-SPD würdigte auf ihrem Kreisparteitag am 7. März 08 sein mutiges Verhalten mit folgender Erklärung:

"Wir gedenken heute der Männer und Frauen, die am 23. März 33 mit Mut und Standhaftigkeit, sich dem braunen Gesetzesterror entgegengestellt haben.

Wir gedenken Persönlichkeiten wie Fritz Ulrich, die für ihre demokratische, für ihre sozialdemokratische Gesinnung ins Gefängnis und in KZ-Haft gegangen sind.

Sie sind uns Vorbild und Verpflichtung zugleich, in ihrem Sinne weiterhin für eine freie, gerechte und solidarische Gesellschaft einzutreten".

Fritz Ulrich war Landtagsabgeordneter von 1919 –1930 Reichstagsabgeordneter von 1930 – 33, dann Besenwirt in Heilbronn, nach dem Krieg bis 1956 Innenminister von Wü bzw BaWü.

Fritz Ulrich hat am 23.März 33 gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt, obwohl der Druck, der auf ihm lastete riesengroß war. Er war bereits am 15. März aus politischen Gründen verhaftet worden, dann wieder freigelassen.
Er mußte also damit rechnen , nach der Reichstagssitzung erneut verhaftet zu werden oder gar ins KZ zu kommen.
Und genau so kam es. Am 10. April wurde er erneut festgenommen, am 11. Mai ins KZ Heuberg deportiert.

Der SPD Kreisvorsitzende Jürgen Hestler fasste die Erinnerung an die große Tradition der SPD in folgende Worte:
"Ich habe große Ehrfurcht vor solchen Persönlichkeiten … ich bewundere ihren Mut, für die eigene Überzeugung einzutreten und dabei das eigene Leben zu riskieren … ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, in ihrer Nachfolge in der SPD und für die SPD Verantwortung zu übernehmen ...ich spüre die Verpflichtung, das, wofür diese Männer und Frauen eingetreten sind –Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität – fortzusetzen".

Veröffentlichung der SPD Rems-Murr vom 16.03.2008