Fritz Bauer – ein Buchhinweis von Heidemarie Wieczorek-Zeul

Veröffentlicht am 05.11.2014 in Service

Dieses Buch hat mich besonders berührt. Es zeichnet das Wirken des hessischen Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer nach, der den Auschwitz-Prozess erstritten und in Frankfurt am Main von 1963 bis 1965 durchgeführt hat. Fritz Bauer war einer der wirkmächtigsten Juristen. Ich hatte das Glück, ihn persönlich kennen und erleben zu dürfen: Er führte mit uns Studierenden in den Jahren des Auschwitz-Prozesses an der Universität Frankfurt ein Kolloquium zu diesem Thema durch. Wir alle wurden aufgerüttelt und für unser Leben geprägt. Ronen Steinke ruft diesen entschlossenen, engagierten, leidenschaftlichen Sozialdemokraten in unser kollektives Gedächtnis. Bauer hat das Denken in unserem Land in einer Zeit, in der die Verdrängung der Schuld noch lange vorherrschte, grundlegend verändert. Steinke erinnert an den sogenannten Remer Prozess, in dem Fritz Bauer, damals noch Generalstaatsanwalt in Braunschweig, in der deutschen Justiz und in der öffentlichen Meinung ein bedeutungsvolles Umdenken bewirkte:

Niemand konnte sich mehr mit seinen Verbrechen während der Nazi-Barbarei auf angeblich geltendes Recht berufen. Vor Gericht wurde unmissverständlich klargestellt, dass diese Verbrechen im Sinne des überpositiven Rechtes Unrecht waren. Die zentralen Passagen in Steinkes Buch sind natürlich die, die sich auf den Auschwitz-Prozess beziehen. Steinke zeigt uns Fritz Bauer in seiner Entschlossenheit, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die in ihren unterschiedlichen Funktionen für das Menschheitsverbrechen verantwortlich waren. Er zeigt uns Fritz Bauer in seiner Empathie und Leidenschaft für die Opfer – und bisweilen auch in seiner Verzweiflung über beharrende Strukturen.

Fritz Bauer ist bereits 1968 gestorben. Aber er hat für demokratisches Denken, für die demokratische Justiz und für die Überwindung autoritärer und obrigkeitsstaatlicher Einstellungen Großes für unser Land geleistet. Dass mit der 68er-Bewegung die verdrängte Schuld aufgearbeitet wurde, hat Fritz Bauer nicht mehr erleben dürfen, aber er hat zu dieser Bewegung beigetragen. Ronen Steinkes einfühlsames Buch verdient ausführliche Lektüre und vor allem nachhaltiges Engagement von jedem von uns gegen alte und neue Nazi-Parolen.

 

Heidemarie Wieczorek-Zeul war von 1998 bis 2009 Bundesministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Von 1987 bis 2013 vertrat sie ihre Heimatstadt Wiesbaden zudem als Abgeordnete im Deutschen Bundestag.

 

Ronen Steinke

Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht

Mit einem Vorwort von Andreas Voßkuhle

352 Seiten, Piper, € 22,99

ISBN: 978-3-492-05590-1

 
 

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