… dass die Tassen tanzen

Veröffentlicht am 02.04.2020 in Politik

„Denn unsere verruchten Väter und Mütter, Groß- und Urgroßeltern, die Hitlers Diktatur bis zur totalen Kapitulation beinhart mitgetragen hatten, träufelten ihren Kindern und Kindeskindern durch das Schweigen über ihr eigenes Tun zwischen 1933 und 1945 etwas ein, was erst zur Verklemmung, dann zu Hass und zuletzt zu Gewalt führen kann. Durch das Schweigen innerhalb ihrer Familien haben sie nicht vermocht, etwas in unserem Charakter aufzubauen, was uns wirklich verändert und wachsam gemacht hätte: Empathie.“

Niklas Frank

 

Da haut einer mit der Faust auf den Tisch, dass die Tassen tanzen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund; schreibt alles, was ihn bedrückt, unbekümmert auf. Niklas Frank hat seinen „Wutanfall“ zu einem Buch gemacht. Könnte Papier schreien, wir müssten uns die Ohren zuhalten. Dennoch – nein gerade deshalb sollten wir dieses Buch lesen.

Hier wird aus persönlichem Erleben, aus dem Bedürfnis dieses zu verarbeiten, ein Spiegel, in den zu blicken angesichts Deutschlands Gegenwart eigentlich notwendig, also zu empfehlen ist. Niklas Frank verarbeitet sein eigenes Leben. Dies allerdings nicht zur Beruhigung seines Seelenfriedens. Da will keiner seine Ruhe finden. Uns aufschrecken will er, damit so etwas nie wieder passiert – denn der Autor findet in Deutschland viel Feigheit und Opportunismus.

 

Niklas Frank ist der Sohn von Hans Frank, Hitlers „Generalgouverneur“ im besetzten Polen. Er erkennt in Rhetorik und Verhalten heutiger Politiker erschreckende Parallelen zur NS-Zeit. Der Hass, die Empathielosigkeit und der menschenverachtende Humor der Nationalsozialisten finden sich heute wieder in der AfD, aber auch bei anderen Vertretern aus Politik, Kultur, Sport, Kirchen etc. Frank warnt: „Jetzt tauchen wieder Väter von meines Vaters Art auf, die mein Hirn vergiften wollen.“

 

Nicht nur bei von Storch, die an der grünen Grenze auch den Zutritt von Frauen und Kindern mit Waffengewalt verhindern will, und Gauland, der die Migrationsbeauftragte Aydan Özoğuz „in Anatolien entsorgen“ möchte, auch bei einem CDU-Innenminister Reul, der empfiehlt, Richter sollten immer auch im Blick haben, dass ihre Entscheidungen dem „Rechtsempfinden der Bevölkerung entsprechen“, kommt dem Autor die blanke Wut hoch. „Wir wissen genau, dass mangelnde Zivilcourage, fehlendes Mitgefühl und verabscheute Toleranz zu Diktatur und Vernichtungslagern führen. Wer trotzdem mit Parteien oder Politikern sympathisiert, die offen demokratiefeindlich sind, macht sich mitschuldig. Denn nur Demokratie kann Menschlichkeit garantieren.“

 

Frank teilt nicht nur aus, er hofft, dass wir daraus etwas lernen. Es gelingt ihm trotz seiner kraftvollen Sprache die feinen Fäden bloßzulegen, aus denen rechtsradikales Gedankengut gesponnen wird. Deshalb müssen wir genau hinschauen – überall. Sein „Wutanfall“ ist ein Appell

 

Hermann Zoller

 

 

Niklas Frank

Auf in die Diktatur!

Die Auferstehung meines Nazi-Vaters

in der deutschen Gesellschaft –

176 Seiten, Broschur
12,00 Euro  

Verlag J. H.W. Dietz Nachf.

ISBN 978-3-8012-0566-9

 

Niklas Frank

geb. 1939, war über zwei Jahrzehnte Reporter beim STERN und vollendete nach zwei Büchern gegen seine Eltern („Der Vater“ und „Meine deutsche Mutter“) mit „Bruder Norman!“ eine schonungslose Trilogie über seine Familie, die dank Hitler aufstieg. Im SPIEGEL-Bestseller „Dunkle Seele, feiges Maul“ setzte er sich mit der Entnazifizierung auseinander.

 

 
 

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