Bunter Anstrich für Schwaikheims Bahnhof

Veröffentlicht am 18.02.2023 in Kommunalpolitik

Höhenunterschied am Bahnsteig

Wie wird die Deutsche Bahn ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht – nicht nur, aber auch in Schwaikheim?

Die Bahn ist schon immer etwas Faszinierendes: Ein Bahnhof das Tor zur Welt oder der Eingang in die Stadt; je nach Richtung des Weges den er oder sie früher wie heute geht. Dass Schwaikheim die Anbindung an die Eisenbahn und damit einen Bahnhof erhielt war eher dem Zufall geschuldet, wenn man den bekannten Quellen Glauben schenkt. Die Streckenführung sollte eigentlich Korb mit einbinden. Die Topographie kam Schwaikheim zu Hilfe. Bis heute können wir dafür dankbar sein. Die Lage von Schwaikheim ist daher aus mehreren Gründen vorzüglich.

 

Die Torfunktion eines Bahnhofes setzt voraus, dass Menschen ankommen und wegfahren können. Selbstverständlich waren Bahnhöfe daher auch schon immer prächtige Bauwerke. Allein das hat Menschen angezogen. Ein Zauber lag und liegt auch heute noch auf solchen Bauwerken. Faszinierend und funktional, Säle und Hallen zum Empfang und Abschied und dem Verkauf von Fahrkarten. Lang ist es her. Die Bahnhofsgebäude in Schwaikheim sind in den letzten Jahrzehnten immer mehr zerfallen und wurden stiefmütterlich behandelt. Nur das Nötigste wurde getan. Die Nutzung hatte mit dem Bahnbetrieb nicht mehr viel zu tun. Allein die Faszination von Reisen wurde durch ein dort befindliches Reisebüro erhalten.

Nun schickt sich also die Bahn an, dieses denkmalgeschützte Gebäude samt Nebengebäude herauszuputzen. Aufs erste könnten wir jetzt jubeln und der Bahn die Füße küssen. Wir machen das nicht. Zufälliges Gespräch auf dem Bahnsteig: „Was haben wir von bunten Punkten, wenn die Bahn unpünktlich ist. Ich verpasse jetzt meinen Arzttermin.“ Verspätung an diesem Tag: 12 Minuten. – Ein nüchterner Blick, Ruhe und Gelassenheit sind gefragt, um die richtigen Fragen zum charmant daherkommenden Konzept des deutschen Zukunftsbahnhofes an die Deutsche Bahn und ihres Verkehrsministers zu stellen.

 

Verspätungen als Normalfall

 

Die Menschen lieben pünktliche und verlässliche Zugverbindungen. Und damit fängt das Problem schon an. Die Bahn bekommt das schon seit Jahren nicht hin. Aktuell wird es immer schlimmer. Ein Licht am Ende des Tunnels ist nicht erkennbar.

Bahnhöfe sind ein hochkomplexes Konstrukt. Soll es funktionieren, müssen viele Rädchen in sich greifen und funktionieren. Farbpinsel und Bienchen reichen dafür nicht aus. Davon bin ich überzeugt; ohne letztendlich alles zu wissen. Als Bahnkunde kann ich nur feststellen, dass täglich vieles nicht funktioniert. Dabei kommt es den einzelnen Vertretern der vielen Bahntöchter zugute, dass sie immer sagen können, dass sie nur für ihres, aber niemals für das Gesamte verantwortlich sind. Im Zweifelsfall zeigen sie viel Verständnis und kritisieren dann selbst ihren obersten Arbeitgeber. Der schwarze Peter wird eifrig herumgereicht: angesichts der Bedeutung der Bahn für die Infrastruktur unseres Landes ein misslicher Zustand – den die Politik zu verantworten hat. Im Schwaikheimer Gemeinderat hatten wir einen Vertreter der DB Netze (DB Station & Service) zu Gast. Das Unternehmen Deutsche Bahn AG befindet sich im Eigentum des Staates und wird in wesentlichen Teilen durch Steuergelder finanziert.        

 

In Schwaikheim steht die unzureichende Höhe der Bahnsteige für die schon jahrelang bestehende Ohnmacht und Unzulänglichkeit der Deutschen Bahn. Welch Menschenbild die Deutsche Bahn da lebt! Für Menschen mit Behinderung, für ältere Menschen und auch für viele Kinder ist der zu überwindende Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Zug eine große Mühsal, wenn nicht unüberwindbar, nicht zuletzt gefährlich. Rollatoren und Rollstühle sind kaum selbst hineinzubringen. Die Fallhöhe beim Ausstieg mitunter eine große Gefahr für die körperliche Unversehrtheit. Warum bislang wenig Unfälle bekannt wurden, hängt wohl damit zusammen, dass die Menschen die das nicht bewältigen, mit der Bahn erst gar nicht fahren. Auch so kann die Unfallbilanz sauber gehalten werden. So erscheint es zumindest. Die UN-Behindertenrechtskonvention, EU-Richtlinien und gesetzliche Vorgaben des Landes zur Barrierefreiheit scheren dabei die Bahn sichtbar wenig. Wer überwacht das eigentlich? Wer trägt hierfür die Verantwortung?

 

Blumen und Bienen zur Abwechslung

 

Natürlich kann man die Wartezeit mit künstlerischen Bemalungen und modernen Anzeigetafeln aufwerten. Auch Wildblumen und Bienen sind dazu eine nette Abwechslung. Das entspannte Warten hat aber prompt ein Ende, wenn man auf einen verspäteten oder ausfallenden Zug warten muss und einem der Druck auf sein Bläschen, von einem auf den anderen Fuß tanzend, zunehmend in einen quälenden Zustand versetzt. Eine Toilette sucht er/sie nämlich vergeblich auf dem Schwaikheimer Bahnhof. Geschweige denn, dass eine barrierefreie Einrichtung für die allzu menschliche Notdurft zur Verfügung stehen würde. Ist auch nicht geplant, muss der Bahnvertreter in der Gemeinderatssitzung einräumen. Er will das Thema aber nochmals zur Prüfung mitnehmen. Schön, habe ich mir gedacht, dabei hatte ich aber gleichzeitig das Gefühl, der Mann will hier nur aus der Nummer raus. Er kam zunehmend in ein hitziges verbales Kreuzfeuer mancher Gemeinderäte. Menschlich nachvollziehbar, aber kann er sich, selbst wenn er es ehrlich meint, gegen seine Vorgesetzten durchsetzen und das Konzept des Zukunftsbahnhofes verändern?

 

Ein Zukunftsbahnhof ohne Toilette? Na dann Prost oder doch lieber nicht, ohne Toilette, kann der daraus entstehende Druck mitunter sehr weh tun. Dann bliebe nur noch die Möglichkeit die Unterführung oder die umliegenden Gebüsche zu nutzen. Da für den Mann technisch einfacher durchzuführen, dürfte der penetrante und seit Jahrzehnten andauernden Urin-Gestank in der Unterführung eindeutig dem männlichen Geschlecht zuzurechnen sein.

 

Da nutzt es kaum, dass es in der Bahnhofskneipe eigentlich eine „Nette Toilette“ gibt. Zugänglich, wenn die Kneipe geöffnet hat. Ein Schild an der Außentüre weist darauf hin. Dem Wirt dafür ein Dankeschön! Aber für Minderjährige ist der Zutritt verboten, Raucherkneipe! Allein die vier Treppenstufen sind für Menschen, die einen barrierefreien Zugang benötigen, ein unüberwindbares Hindernis. Vielleicht lässt sich hier mit einem separaten Zugang von außen baulich etwas verändern. Eigentümer soll die Bahn sein.  

 

Menschen mit Behinderung haben am Schwaikheimer Bahnhof von vorneweg schnell verloren, wenn sie nicht alles generalsstabsmäßig vorbereitet haben. Das gilt auch für den Einstieg in einen Zug. Auch wenn im Bereich des Zugführers Schienen und Handläufe ausgefahren werden können, wie soll das bei im Takt fahrenden Zügen zeitlich funktionieren? In jedem davon betroffenen Bahnhof drei, vier Menschen so ein- und aussteigen zu lassen? Na ja, dann kommen die Züge halt noch später an. Der Drei-Löwen-Takt lässt grüßen. Wir können alles außer Bahn!

 

„teo“ sieht flott aus

 

Die „tegut“-Läden genießen im Allgemeinen einen sehr guten Ruf. Wir können uns freuen. Ein Shop im 24-Stunden Betrieb und ohne Personal. Mehr als 900 Artikel können dann im „teo“ rund um die Uhr elektronisch eingekauft werden. Sie sehen flott und innovativ aus. Ein Blickfang auf jedem P&R Parkplatz. Wer hat das schon. Vielleicht demnächst wir in Schwaikheim. Der Bahnvertreter verspricht: alle vorgestellten Maßnahmen sollen spätestens bis Ende 2023 umgesetzt sein. 

 

Gönnen wir uns einen anderen Blick auf dieses wirtschaftliche Konzept der Bahn, Flächen zu vermieten, um Einnahmen zu generieren. Wohlgemerkt, die Bahn hat im Vorfeld dazu keine Gespräche geführt, um sich mit der Gemeinde und dem örtlichen Einzelhandel über ihre Pläne auszutauschen und damit Vertrauen und Verbindlichkeit aufzubauen. Wenn das so wäre, könnte ich wahrscheinlich vieles anders bewerten.

 

Nun ist es aber so, dass durch die „teo“-Module mindestens 15 P&R-Parkplätze wegfallen sollen. Den konkreten Flächenbedarf kann oder will der Bahnvertreter nicht bekannt geben. Wenn man weiß, dass am Schwaikheimer Bahnhof ein immens hoher Parkdruck jeden Tag festzustellen ist, ist der Wegfall von 15 Premium-Parkplätzen keine Kleinigkeit. Zumal das Parken am Schwaikheimer Bahnhof, wenn es nach der Bahn geht, weiterhin kostenlos bleiben soll. So werden nun die Anwohner der angrenzenden Wohngebiete diesem anrollenden Parkdruck noch stärker als bislang ausgesetzt werden. Der Bahn scheint das wurscht zu sein. Wer mit der Gemeinde vorab nicht spricht, dem darf so etwas schon mal unterstellt werden.

 

Die einzige Konfrontation ist das aber nicht. Keine 200 Meter weg befindet sich eine Tankstelle mit einem Shop. Die Tankstelle gibt es dort schon lange. Die Inhaber leben nicht vom Sprit-Verkauf, sondern insbesondere vom Umsatz in ihrem Shop. Dort gibt es vieles, was wohl auch zukünftig im „teo“ rund um die Uhr erwerblich sein wird. Mit einer normal vorhandenen Lebenserfahrung, ist vorauszusehen, dass der Tankstellen-Shop diesen wirtschaftlichen Kannibalismus nicht lange überleben wird. Da die Bahn für ihre Züge keinen Sprit benötigt, dürfte es ihr auch egal sein, dass damit der vorletzten Tankstelle in Schwaikheim der Zapfhahn abgedreht wird. Fehlende Konkurrenz am Ort erzeugt an der letzten Tankstelle steigende Spritpreise. Alles andere würde in unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem eher überraschen. Damit geht es an den Geldbeutel vieler Schwaikheimer. Nur die Grünen können jubeln, wenn es um den Geldbeutel der Autofahrer geht.

 

Sicherheitsprobleme durch Alkohol?

 

Ja, da wäre auch noch das Thema Verkehr und Lärm. Was löst ein Laden der rund um die Uhr Waren ausgibt, davon zusätzlich aus? Werden dort nur Bahnfahrer einkaufen oder doch viele Menschen zusätzlich mit dem Auto kommen, um sich zu versorgen, insbesondere in den Nachtstunden eventuell zudem mit Alkoholika und Tabakwaren.

Bereits bei den Tankstellen war der nächtliche Alkoholverkauf ein massives Problem. Massive Kriminalitätsschwerpunkte entstanden dadurch. Verzichtet der „teo“ auf den Verkauf von Alkoholika? Oder gibt es eine nächtliche Einschränkung. Dazu gibt es, trotz Nachfrage, keine Informationen. In der Schweiz werden die „teo’s“ wohl ohne Alkohol und Tabakwaren betrieben. So sollte es auch bei uns kommen. „Tegut“ wurde vor ein paar Jahren an den Schweizer Konzern Migros verkauft.

 

Sollte der Verkauf von Alkoholika nicht eingeschränkt werden, ist für den Bahnhof eine zunehmend kritische Sicherheitslage anzunehmen. Ist das im Sinn einer Bahn, die mehr Menschen in die Züge bringen möchte? Weibliche Bahnkundinnen müssen dann an alkoholisierten Menschen, erfahrungsgemäß jungen Männern, vorbei und zum Zug oder nach Hause laufen. Bin gespannt, wie das ohne Zwischenfälle funktionieren soll, liebe Bahn!

 

Nun ja, die Bahn darf wohl bauplanungsrechtlich auf ihrem Gelände machen was sie will. Wobei es dazu auch Einschränkungen gibt. Was aber auf jeden Fall hilft, ist das frühzeitige Gespräch – miteinander; die Kontaktaufnahme mit der betroffenen Gemeinde. Frühzeitig und abgestimmt handeln. Die Gemeinde muss rund um den Bahnhof in den nächsten Jahren vieles entwickeln, planen und baulich auf den Weg bringen. Etwa ein Drittel der markierten Parkplätze am Bahnhof gehören der Gemeinde. Hier sollte ein gemeinsames Konzept mit der Bahn erarbeitet werden.

Markig tönt die Bahn in ihrer Werbung: „Sicher reisen. Gemeinsam geht das.“ Liebe Bahn, genau darum geht es: vorab gemeinsam abstimmen, dann planen und handeln!

 

Nur so!

 

Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: ich liebe die Eisenbahn! Lokomotiven, Züge und Bahnhöfe faszinieren mich seit der Kindheit. Die Märklin-Eisenbahn hat bestimmt ihren Teil dazu beigetragen. Das Reisen mit Zügen über faszinierende Streckenführungen und ingenieurtechnische Meisterleistungen, wie Tunnel, Brücken und Viadukte, sind für mich jedes Mal ein sinnlicher Genuss. Mit einem von der Dampflokomotive 01 1066 gezogenen Zug die Geislinger Steige zu erklimmen, macht diese Empfindungen mit allen Sinnen fühlbar. Dampfzugfans werden mir sofort zustimmen. In diesem historischen Vermächtnis lebt die Deutsche Bahn. Das ist ihre Verantwortung. Sie muss das schaffen. Das erwarte nicht nur ich. Ich meine wir sind Viele!

Gelingt aber nur wenn, die Bahnhöfe intakt sind, die Züge pünktlich und verlässlich im Takt fahren und Signalanlagen und Weichen für 24 Stunden an 7 Wochentagen reibungslos funktionieren! 

 

Liebe Bahn, daher: einfach mal die eigenen Werbesprüche erfüllen! Gerade auch hier bei uns in Schwaikheim! Gemeinsam! So könnte Schwaikheim ein Aushängeschild werden für die Bahn und diese ein guter Dienstleister für die Menschen in unserem schönen Land.

 

Dein Fan Alexander Bauer  

Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion

 
 

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