Die SPD in Schwaikheim

Der Verkauf des finanziell angeschlagenen Autospiegelherstellers Visiocorp soll bis spätestens Ende Februar unter Dach und Fach sein. Bei den Gesprächen mit dem indischen Autozulieferer Motherson Sumi Systems laufe derzeit alles nach Plan, sagte ein Visiocorp-Sprecher am Freitag (6. Februar 2009) in Stuttgart. Stellenabbau und Entlassungen seien derzeit bei den Verhandlungen kein Thema.

“Es gibt einen finanziellen Engpass, aber die Lage ist nicht kritisch“, sagte der Sprecher. „Es gibt keine Zahlungsunfähigkeit.“ Neben der Schulden-Altlast hat auch die Krise in der Autoindustrie den Spiegelhersteller mit voller Wucht getroffen. „Wenn weniger Autos produziert werden, werden auch weniger Spiegel gebraucht“, sagte der Sprecher.

Der Auftragseingang sei in den vergangenen Monaten um rund 15 Prozent eingebrochen. Für 2008 gehe Visiocorp davon aus, dass rund 15 Prozent weniger Spiegel produziert wurden als im Vorjahr. Genaue Zahlen für das vergangenen Jahr liegen noch nicht vor. Die Autohersteller hätten das Unternehmen in den vergangenen Monaten gestützt. „Sie bezahlen ihre Aufträge schneller als früher oder geben sogar Vorauszahlungen“, sagte der Sprecher. Für viele Hersteller sei Visiocorp der wichtigste Spiegelhersteller. Zu den Kunden zählen alle deutschen Autobauer.

Als Reaktion auf die Autokrise seien in den vergangenen Monaten bereits Leiharbeiter entlassen worden. Zahlreiche Festangestellten in Deutschland bauten derzeit Überstunden ab, sagte der Sprecher. Das Unternehmen hat ein Werk mit rund 120 Mitarbeitern in Wedemark bei Hannover, in Schwaikheim arbeiten rund 70 Menschen. In der Verwaltung und in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Stuttgart sind insgesamt 160 Beschäftigte.

Zwischenzeitlich hatte auch Firmengründer Alfred Schefenacker eine Offerte erwogen. Dann fiel die Wahl auf Motherson Sumi, mit der Visiocorp bereits seit vielen Jahren kooperiert. Der indische Zulieferer sei der ideale Partner, sagte der Sprecher. Nach Umsatz gerechnet ist Motherson Sumi allerdings nur etwa halb so groß wie Visiocorp. "Der Verkauf an die Inder wäre unsere einzige Rettung", zitiert das „Handelsblatt“ Betriebsratschef Andreas Liebelt.

Personalien:

Reiner Beutel, 49, wird neuer Chef beim Lkw-Zulieferer SAF-Holland. Beutel leitete früher den krisengeschüttelten Autozulieferer Schefenacker, wurde dort Ende 2006 wegen Differenzen mit Firmeneigner Alfred Schefenacker über die Umschuldung abgesetzt.

Professor Ulrich Bruhnke, seit Juli 2007 Chief Executive Officer, übernimmt zusätzlich die Aufgabe des Chief Restructuring im Vorstand von Visiocorp.

Vorgänger Stefaan Vansteenkiste scheidet ebenso aus dem Vorstand aus wie Antonio M . Alvarez. Beide waren als Vertreter des Ertragssteigerungsspezialisten Alvarez & Marsal im Unternehmen, der Visiocorp seit Mai 2007 berät und dessen Mandat reduziert wird.

Karl-Heinz Bierenbreier löst im Executive Management Team Keith Peake als Chief Operating Officer ab und übernimmt zusätzlich zum Supply Chain Management die Verantwortung für das Qualitätsmanagement.



Hermann Zoller (Quelle: „Handelsblatt“ und weitere)